Fantasy Story - Kapitel 1

Seit einiger Zeit wurde die Umgebung der Hafenstadt Fandolyt von Räubern unsicher gemacht, denn sie hatten eine wichtige Handelsroute unter ihre Kontrolle gebracht. Der einzige Zufahrtsweg zur Stadt vom Lande her. Die anderen Wege waren über Luft und Wasser. Jedoch war es über Luftwege zu schwierig, denn es gab keine geeigneten Landeplätze, denn Fandolyt war von fast allen Seiten von Gebirge umgeben, wo sich zwischen zwei Bergen die Handelsroute befand. Dort, wo es keine Berge gab, war das Meer, worüber aber auch keine Hilfe kam, da sich in letzter Zeit die Überfälle von Seemonstern auf Schiffe häuften. Die besten Kämpfer der Stadt hatten sich schon zusammen getan, um die Räuber zu bekämpfen, aber von denen kamen nur wenige wieder zurück.
Nach längerer Zeit, kam ein Schiff im Hafen an, welches Lebensmittel für die Stadtbewohner brachte. Als die ersten Hafenarbeiter das Schiff von weiten erblickt hatten, hatte es für Aufruhr gesorgt. Schnell wurde alles vorbereitet, damit die Ladung sicher gelöscht werden konnte. Am Bug des Schiffes stand ein hoch gewachsener Mann in einer Kutte, die den ganzen Körper und auch das Gesicht verdeckte. Noch bevor das Schiff den Pier richtig erreicht hatte, sprang er vom Schiff rüber, landete mit einer sanften Landung auf dem Pier und heimste erstaunte Blicke der Hafenarbeiter ein.
Er hielt sich dort nicht lange auf, sondern ging sofort Richtung Stadt, um sich ein Gasthaus zu suchen, wo er übernachten konnte. Die halbe Stadt hatte er abgesucht, aber alles was er gefunden hatte, waren leer stehende Häuser, wo sich einst ein Gasthaus befunden hatte. Dadurch, dass sämtliche Wege nicht benutzt werden konnten, hatte es viele Gasthausbetreiber in den Ruin getrieben.
Mehr am Stadtrand wurde er fündig. Es war ein älteres Haus, welches auch recht heruntergekommen aussah. Aber dieses schien noch betrieben zu werden, also trat er, ohne lange nachzudenken, ein. An der Rezeption stand eine alte Dame, die sofort auf den Mann zukam.
„Tu mir leid, mein Herr. Aber dieses Gasthaus wird Ende dieser Woche für immer geschlossen“, meinte sie recht freundlich.
Er wusste erst nicht, was er sagen sollte, doch als er antworten wollte, kam ihm jemand zuvor: „Nun lass ihn doch. Die Woche hat erst angefangen, da kann er ruhig noch die eine oder andere Nacht hier bleiben. Vorausgesetzt, er kann es auch zahlen.“ Es war ein Mädchen, um die 15 Jahre alt, mit schulterlangen blonden Haaren, welche Dienstmädchenkleidung trug.
„Nein, das geht nicht. Wir wollen schließen“, erwiderte die alte Dame, leicht angesäuert.
„Du glaubst doch nicht etwa, dass ich hier noch bis Ende der Woche die Zimmer putze, obwohl diese seit geraumer Zeit nicht mehr genutzt werden.“
Kurze Zeit blieb die alte Dame ruhig und schaute das Zimmermädchen mit einem abschätzenden Blick an. „Na gut“, lenkte sie ein. „Von mir aus, kann er bis zum Ende der Woche bleiben. Aber dann sorgst du für sein leibliches Wohl.“
„Siehst du. Geht doch“, meinte das Mädchen lächelnd.

Der Mann wurde in Zimmer drei einquartiert, wollte aber auch höchstens nur drei Nächte bleiben. Er wartete auf seinen Partner, der ihn in zwei oder drei Tagen abholen wollte, denn der Auftrag, den er angenommen hatte, war erledigt. Dieser lautete so viele Seemonster vor den Küsten dieser Stadt zu erledigen, wie nur möglich und das hatte er auch getan. Aber in der Zeit, wo er auf seinen Partner wartete, wollte er noch etwas anderes erledigen.
Er warf die Kapuze nach hinten und zum Vorschein kam das blassweiße Gesicht eines Mädchens. Ihre langen, schwarzen Haare, hatte sie hochgesteckt, damit sie nicht bei einem Kampf aus versehen aus der Kapuze heraus hingen. Dann griff sie mit ihrem rechten Arm unter dem Mantel und kurz darauf fiel ihr linker Arm zu Boden. Jedenfalls sollte das ihr Arm sein, jedoch bestand dieser nur aus Metallstreben und einer Metallhand, die sie um ihren eigenen Arm geschnallt hatte. Sie wiederholte dies mit dem rechten Arm und streifte dann ihre Kutte ab und selbst die Beine waren nur Verlängerungen. Sie beugte sich vor, machte die Schnallen ab und sprang von diesen runter. Mit diesen künstlichen Gliedmaßen war sie ein zwei Meter Hüne, aber ohne nur schlappe ein Meter vierzig groß.
Sie selbst hatte noch einen Body an, welcher oben hellbraun war, nach unten hin aber dunkelbraun wurde. Dazu trug sie ein paar abgetragene schwarze Stiefel, welche ihr eine Nummer zu groß waren.
„So sieht also der große und stumme Krieger aus. Ein kleines Mädchen“, meinte das Dienstmädchen, welche am Türrahmen lehnte.
„Klein? Ich bin bestimmt nicht jünger als du.“
„Lässt sich leicht herausfinden. Ich bin Anhe, fünfzehn Jahre alt.“
„Deinen Namen wollte ich zwar nicht wissen, aber was soll’s. Ich bin Eril, sechzehn Jahre alt. Und somit älter als du.“ Grinsend drehte sie sich um.
„Hm. Dein Gesicht kommt mir irgendwie bekannt vor. Der Name sagt mir auch was. Könnte es sein, dass du in Verbindung zum nördlichen Königreich stehst?“
„Ich weiß nicht, von was du sprichst“, entgegnete Eril sofort.
„Tu nicht so. Ich könnte es allen verraten“, sagte sie und ging auf Eril zu. „Jedoch habe ich eine Bitte. Da du mit dem Schiff hergekommen bist, wirst du sicherlich auch wieder mit einem Schiff abreisen.“
„Auf was willst du hinaus?“ Eril setzte sich auf das Bett, welches an der rechten Wand stand, vom Eingang aus gesehen.
„Ich will, dass du mich mitnimmst. Ich besitze keinerlei Geld und brauche jemanden, der mich aus dieser Hölle von Stadt herausholt.“
„Aber du arbeitest hier, wie ich sehe.“
„Das stimmt zwar, aber was ich dafür bekomme, ist ein Dach über dem Kopf und was zu essen.“
„Tut mir eigentlich leid. Aber ich werde nicht mit einem Schiff weg fahren. Ich werde über den Bergpass gehen.“
„Der ist leider von Räubern besetzt und eigentlich unpassierbar.“
„Ja, das weiß ich bereits. Und genau deswegen bin ich hier.“
„Du willst doch nicht etwa…?“ Anhe fand keine Worte dafür.
„Doch, genau das. Ich werde die nächsten beiden Tage die Lage auskundschaften und dann einen Angriffsplan erstellen.“
„Das ist Selbstmord. Ein junges Mädchen wie du, das ist für die ein gefundenes Fressen.“
„Ich schätze mal, dass ich bei denen meinen Spaß haben werde.“
„Wie meinst du das?“
„Das verrat ich nicht.“